Tag 2 – 6. Juni 2014: Ancona und das Schiff

Tief geschlafen, sehr tief… Am Abend zuvor bin ich, laut Oregon 650t, doch glatt noch 13,8km gelaufen! Vermutlich habe ich mir die Pizza damit also nicht nur verdient, sondern auch verarbeitet 🙂

Ein grausamer Wecker klingelt pünktlich um 8 Uhr und die erste Reaktion: „Schlummertaste“. Aber dann doch „Nein, Du musst das Schiff erreichen!“ Also raus aus dem Bett, eine heiße Dusche und ab zum Frühstück.

Dort bin ich zunächst alleine, nur eine einsame Kellnerin beschäftigt sich hinter der Theke. Dann, auf einmal, einem Tsunami gleich, tauchen immer mehr kleinwüchsige Menschen – Entschuldigung, Personen mit übermäßig großer vertikaler Herausforderung – auf. Absolut super nett, jeder grinst mich an und wünscht mir auf italienisch einen guten Morgen… Aber laut ❗ Das kann man sich gar nicht vorstellen ❗
Geschätzte 20 Personen die eine Lautstärke wie zwei Düsenjäger produzieren. Und die reden so schnell! Da kannst Du keine zwei Wörter voneinander trennen! Irre! Ich würge schnell mein Frühstück herunter (zwei Semmeln, ein wenig Rührei mit Schinken, Kaffe, Wasser) und flüchte vor der Lautstärke… Unglaublich, die waren alle total nett, aber um diese Uhrzeit, so laut, so viel … geht gar nicht!

Also schnell noch zahlen und wieder auf das Motorrad. Das Hotel kann ich übrigens wirklich empfehlen. Es liegt zwar nicht zentral aber gut erreichbar, das Personal ist super freundlich, die Zimmer sauer wenn auch einfach und das Frühstück ist in Ordnung. Das versprochene WLAN hat zwar nicht funktioniert, dafür war es kostenlos, äh, umsonst.

Zurück auf der Straße erst einmal der erste Stau. Klar, Berufsverkehr. Mit dem Motorrad aber kein Problem. Die Italiener mögen zwar, für unsere Verhältnisse, chaotisch fahren, aber unterm Strich kommt man besser mit dem Motorrad zurecht als bei uns. Schnell werde ich durchgelassen und nach der Mautstelle geht es wieder ab auf die Autostrada.

Gegen halb Eins komme ich im Hafen von Ancona an. Angenehme 28 Grad und der Parkplatz ist nicht allzu voll. Verspricht also eine schnelle Abfertigung. Ich parke bei den anderen Motorrädern (ein Lienzer der drei Wochen nach Kreta fährt und zwei Italiener, die zwar unheimlich lieb sind, aber ich kein Wort verstehe 😕 ) und gehe in Richtung Ticketausgabe. Alles geht wirklich schnell und die Zeit lässt es noch zu, dass ich am Kiosk einen Burger esse und mit einigen Leuten ins Gespräch komme.

Auf der einen Seite eine Familie (Er Grieche, Sie Deutsche, vier Kinder), die zu ihrem Haus bei Parga fahren. Sie bleibt mit den Kindern während der Ferien, er bleibt unten und richtet das Haus für die Urlaubssaison her. Im September holen sie ihn wieder ab. Wow, können wir tauschen?
Auf der anderen Seite ein Grieche der seit Jahrzehnten in Holland gelegt hat und nun Autos aus Holland nach Griechenland importiert und sein griechischer Fahrer. Der eine mit Rastalocken und schon jetzt sturzbesoffen (und Der fährt noch einen LKW???), der andere wie ein Gigolo, aber halt griechisch. Die beiden werden mir noch bei meiner langen Nacht Gesellschaft leisten.

Dann wird es Zeit für das Schiff. Ancona hält das übliche Chaos für alle Reisenden bereit. Der Fährhafen liegt eigentlich mitten in der Stadt. Man wird auf einer mehr schlechten als rechten Straße von der Autobahn dorthin geleitet und holt sich erst sein Ticket. Dann muss man zur Passkontrolle und dort gibt es Staus. Mit dem Motorrad kein Problem, aber mit dem Auto muss man schon Zeit einplanen, bis man endlich durchkommt. Da ich ersteres unter mir habe 🙂 komme ich schnell bis zum Schiff 😀

Die Europa Link ist für mich erstmal neu. Grimaldi Lines hat sie wohl von Finnlines gekauft und Minoan auf’s Auge gedrückt. Das Schiff ist etwas Neues für mich.  Bis jetzt kenne ich nur die großen Touristendampfer – und das ist gut so. Zum Hintergrund: Ich fahre seit knapp 20 Jahren nach Griechenland. Ich bin bisher mit Minoan, Anek und Superfast gefahren. Aber so ein Schiff ist mir noch nicht untergekommen.

Die Europa Link ist erstmal eine Fähre, aber sie ist nur zu einem Drittel überbaut. Von diesem Drittel ist nur ein Deck für Passagiere mit Deckspassage nutzbar. Dieses Deck beherbert außerdem noch alle (unsinnigen, weil viel zu teuren) Geschäfte, zwei Restaurants, zwei Bars, den (abgesperrten) Fitnessraum, das Spielzimmer und … ein wenig Platz auf dem sich die Deckspassagieren tummeln können, denn der Rest ist ja nicht überbaut und da kann man während der Überfahrt nicht hin. Das schönste aber ist die Tatsache, dass es, für Männlein und Weiblein getrennt, nur eine Toilette mit (für Männer) drei Schüsseln und einem (defekten) Pissoir gibt. Um das mal ins richtige Licht zu rücken: Etwa 100 Lastwagenfahrer, Camper, andere Urlaub und natürlich ich, teilen uns eine Toilette.
Der Raum war innerhalb der ersten Stunde überschwemmt, die Sch… ist aus allen Kabinen herausgeschwommen und die Schlange vor der Toilette kann sich jeder vorstellen. Ich bin regelmäßig zu den Damen auf’s Klo gegangen, sonst hätte ich in die Hose gemacht.

Ähnlich schlimm ist die Platzsituation auf dem einen, halben, äh drittel, nein, eigentlich fünftel Deck, auf dem man sich aufhalten kann, wenn man Deckspassage gebucht hat. Das Schiff war so überfüllt, das man wirklich nur den Platz hatte, auf dem man gerade lag. Sobald man auf’s Klo oder sich mal bewegen musste lief man Gefahr den Platz zu verlieren. Höllisch war aber das Schnarchen der Lastwagenfahrer (bitte entschuldigt, ich habe eigentlich nichts gegen euch…). Zwei Plätze neben mir lag einer, der Schnarchte ungelogen so laut, dass der gesamte Boden vibrierte!!! Ich konnte es selbst nicht glauben, aber auch andere haben es bestätigt…

Die Preise auf dem Schiff haben es auch in sich. Ein Liter Wasser für 2€, eine 0,33l Dose Bier 3,50€ und das Essen ist auch nicht billiger. Ich habe für einen Teller mit Hühnerfleisch in undefinierbarer Soße mit Pommes, etwas Salat, je einen Apfel und Banane (für’s Frühstück), ein Wasser und eine Cola 26,80€ bezahlt!

Kurz um: Europa Linknie wieder und Minoan, ich weiß nicht…

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