Tag 3 – 7. Juni 2014: Plan und Wirklichkeit oder Die Reise nach Ioannina

Eine katastrophale Nacht. Nicht schlimm, nicht schlecht, katastrophal.

Die hygienischen Zustande auf der Europa Link sind eine Katastrophe. Diese eine Toilette für knapp 200 Personen ist mehr als schlimm. Was stellt sich Minoan eigentlich vor? Die Angestellten bemühen sich zwar eine gewisse Sauberkeit zu bewahren, aber können Sie sich vorstellen, wenn eine Toilette für 200 Personen eine halbe Stunde für die Reinigung gesperrt ist? Eine Schlange von 50 Personen entsteht und nach 10 Minuten sieht das Schei…haus genauso aus wie vorher.

Die Nacht war genauso schlimm. Der Guinness-Schnarcher (ich nenne ihn so, weil er eigentlich diese Auszeichnung verdient hätte) hat mich tatsächlich die ganze Nacht wachgehalten. Insgesamt habe ich vielleicht eine halbe Stunde Schlaf erwischt, aber das reicht absolut nicht… Kurzum, ich bin in der Stimmung wegen eines Bettes einen Mord zu begehen 😕

Endlich kommen wir in Igoumenitsa an, es ist gerade 9 Uhr (eine halbe Stunde zu spät) und ich flüchte von dem Schiff. Warum? Ich war seit 30 Stunden nicht mehr groß auf dem Klo und kann kaum noch gerade gehen. Mein erster Gedanke ist das kleine Kiefernwäldchen Richtung Plataria, das ich noch von früher kenne – aber die Hoffnung wird enttäuscht – das Kiefernwäldchen ist abgeholzt und in den Resten stehen Camper … Holländer. Also zurück nach Igoumenitsa.

Dort bin ich fest entschlossen ein Hotelzimmer zu mieten – Hauptsache es hat eine Toilette…  Von Weitem sehe ich schon ein Schild mit dem Titel „Hotel Angeliki“. Dort hin muss ich. Ich stelle das Motorrad ab, nehme meine Sachen und bin fest entschlossen ein Zimmer zu mieten. Auf dem Weg zum Hotel bemerke ich einen Pool, einige Umkleidehäuschen und … eine Toilette …

Die nächste halbe Stunde verbringe ich in Zen ähnlicher Entspannung und freue mich über mein Glück. Auf dem Weg zurück zum Motorrad kommen mir zwei Servicekräfte entgegen und vor lauter Dankbarkeit drücke ich Ihnen 20 Euro in die Hand. Ist das nicht ein herrlicher Tag?

Immer noch zum umkippen müde aber wenigstens erleichtert mache ich mich auf den Weg. Mein Ziel für heute heißt wenigstens Ioannina. Eigentlich wollte ich schon viel weiter kommen, doch mit dieser Nacht … keine Chance.

Ich bin so müde, dass ich die Fahrt gar nicht mehr in Erinnerung habe. Eine Stelle bleibt mir aber im Gedächtnis: Irgendwo mittendrin habe ich einmal angehalten um die Speicherkarte meiner Kamera umzukopieren und – um zu pinkeln. Innerhalb von Minuten standen 5 holländische Wohnmobile um mich herum. Nicht weil hier Gold gelegen hätte. Es hat auch nicht Justin Bieber gespielt. Nein, ich habe hier gehalten und die wollte nur sehen, was es hier zu sehen gab. Als sie herausfanden, dass es tatsächlich nichts zu sehen gab, haben sie sich über Rezepte, Autoreifen, Klimaanlagen, GPS-Systeme, Taschentücher und … mich unterhalten.

Unglaublich.  Von ein einsamer Ort wurde innerhalb von Minuten zu einem Volksfest. Und es war so ruhig. Und leise. Und abgeschieden… Und dann kamen die Holländer…

Egal. Ich bin so schnell es ging nach Ioannina. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich eigentlich nicht mehr, wo ich bin. Ich war eigentlich nur noch müde. Nein, eigentlich war ich schon tot, oder so. In Ioannina habe ich mir noch ein Hotel gesucht, bin ins Bett gefallen und habe geschlafen…. Vier Stunden.

So halbwegs ausgeschlafen habe ich mich gegen 16 Uhr dann wieder auf Erkundungstour durch Ioannina gemacht. Wenn ich ehrlich bin, war ich ziemlich ärgerlich, weil mir dieses verfl… Schiff diesen Tag so versaut hat. Aber, wir wollen ja nicht nachtragend sein, oder?

Ioannina ist eine wunderbare Stadt. Im Inneren ist sie zwar etwas renovierungsbedürftig, aber die wahren Werte liegen hinter den Wänden der Wohnungen und die Herzlichkeit der Leute strömt aus allen Poren. Just an diesem Wochenende fand ein Festival in Ioannina statt. Lauter kleine Bühnen waren im Stadtpark rund um den See aufgebaut und unzählige kleine Künstler boten ihre Fertigkeiten dar.

So zumindest die Idee. Ich war jedenfalls am Tag unterwegs und so sah ich leider nur einen Puppenspieler, dessen Vorstellung aber so fesselnd war, dass ich gut eine halbe Stunde dem Vortrag zusah.

Ioannina ist wirklich ein Reise wert. Die alte Burg mit der verlassenen Moschee bietet ein herrliches Panorama. Leider war ich immer noch zu müde um wirkliche eine genau Erkundung vorzunehmen.

Vom Hunger getrieben landete ich schließlich in einem kleinen Lokal am Rande Stadtmauer. Die Kellner waren so was von freundlich, dass wir uns über die nächsten Stunden absolut verratscht haben. Ich bekam einen griechischen Salat, Hühnchen Kebab, Gemüse, Pommes, Reis, Brot, griechischen Kaffee, Halvas und Galaktoboureko durfte ich auch noch probieren… Ins Hotel bin ich gerollt… Auf jeden Fall hat es absoluten Spaß gemacht, denn die Kellner haben immer wieder den Kontakt mit mir gesucht und es gab witzige kleine Unterhaltungen über Griechenland, Deutschland und den Rest der Welt.

Was für ein wunderschöner Abend…

 

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