Spontan-Trip nach Südtirol

Seit Tagen regnet es unaufhörlich und das Bikerherz ist mit Wehmut gefüllt… Doch dann, ein Lichtblick: Am Wochenende gibt es wieder schönes Wetter. Südtirol? Warum nicht? Tagesausflug? Zu weit, zu kurz. Ganzes Wochenende? Mal schauen…

Also kurz mit der besten Frau von allen Rücksprache gehalten und den Freibrief für das Wochenende erhalten 🙂

Donnerstag Abend also noch schnell ein Hotel gesucht und die Sachen gepackt. Das Hotel am Park  in Olang ist informiert und ich kann auch weit nach 18 Uhr noch anreisen. Gut so, denn ich werde erst gegen halb neun ankommen.

Am Freitag ist noch die Hölle los. Als hätte es die Arbeit irgendwie mitbekommen, jagt eine Telefonkonferenz die nächst. Glücklicherweise habe ich schon gestern Abend meine Sachen gepackt und so kann ich gegen 16 Uhr endlich auch meine geliebte Crosstourer springen. Ab auf die Autobahn und über den Achensee in Richtung Zillertal und den Gerlospass. Die Strecke ist fahrtechnisch ja eher von einfacher Natur aber landschaftlich ein absoluter Traum. Über den Tauerntunnel geht es Richtung Huben und dann durch das Defereggental Richtung Südtirol.

Der Tunnel ist schon ein etwas komisches Gefühl, denn 6,5km bei 80km/h dauern schon eine Zeit und das Tunnel-Feeling stellt sich schneller ein, als man denkt.  Direkt nach dem Tunnel ist erst einmal Schluss und man wird nach der Mautstelle auf eine Behelfsstraße umgeleitet. Ein Felssturz hat die komplette Straße zerstört und die kleine Ausweichstraße ist nur einseitig befahrbar. Ein nettes Gespräch mit schweizerischen Bauarbeitern verkürzt die Wartezeit an der Ampel und bis ich mich’s versehe bin ich schon an der Abzweigung in das Defereggental.

Die Fahrt geht schnell und zügig, um diese Uhrzeit (es ist etwas nach 19 Uhr) ist nicht mehr viel los auf den Straßen. Mittendrin sehe ich ein komisches Schild. Der Staller Sattel ist nur in den ersten 15 Minuten jeder Stunde Richtung Italien geöffnet? Sch… dann muss ich mich beeilen. Gerade noch rechtzeitig rutsche ich um 20:14 Uhr Richtung Italien durch und genieße wunderbare Kehren und eine herrlich leere Straße.

Es ist bereits nach halb neu, als im Hotel ankomme. Ungeachtet der Uhrzeit werde ich freundlich empfangen, aber leider ist das Restaurant bereits geschlossen. Schade, denn mein Magen knurrt mehr als bedrohlich. Glücklicherweise kenne ich mich in Olang ein wenig aus und packe meine Sachen schnell ins Zimmer. Zurück auf ’s Motorrad zum Panorama und Gott sei Dank! hat es noch geöffnet. Damit hat sich also meine letzte Sorge für den Tag in Luft aufgelöst und ich kann mich beruhigt auf den Samstag freuen…

Der Piz da Peres von Gaßl aus gesehen
Der Piz da Peres von Gaßl aus gesehen

Was für ein Tag… Schon in der Früh scheint die Sonne mit aller Kraft und ich bin sowas von „heiß“ auf diesen Motorradtag, ich kann es keinem sagen. Bis jetzt bin ich mit meiner nagelneuen Crosstourer nur durch die Berge durchgefahren… Jetzt kann ich endlich in ihnen fahren. Yeah! Aber erst mal stärken. Das Hotel am Park hat ein wirklich gutes Frühstücksbuffet im Angebot. Semmeln (mit Vollkorn!), Marmelade, verschiedene Schinken, Speck, Käse, Müsli, Eier, Kaffeee… Kein Wunsch bleibt offen.

Das Wohnhaus von Elisabeth und Marlene Schuen der Gruppe Ganes in Rumestluns
Das Wohnhaus von Elisabeth und Marlene Schuen der Gruppe Ganes in Rumestluns

Als erstes geht es über den Furkelpass Richtung La Vall, denn ich will unbedingt sehen, wo meine zauberhaften Wasserhexen (Ganes) herkommen. Anhand eines Fernsehbeitrages habe ich Rumestluns als ihre Heimat ausgemacht, und ich meine, ihr Heimathaus gefunden zu haben… Es ist ein wunderbares Tal und ich verstehe, woher die drei Mädels Ihren Namen haben, denn direkt hinter dem Wohnhaus läuft ein kleiner Gebirgsbach. Schade, dass ich sie nicht selbst gesehen habe, aber das wäre wohl zu viel verlangt…

Der Tag ist eine Reihung von Erlebnissen. Noch nie war ich so viele Kilometer in den Bergen unterwegs… mit meiner Crosstourer. Ich habe ja schon geschrieben, dass ich etwas unsicher bezüglich der Automatik bin. Doppelkupplungsgetriebe hin oder her… Es ist halt was Neues.  Heute konnte ich sie aber von Ihrer besten Seite erleben. Der Motor ist gigantisch. Leistungsstark, volle Elastizität auch bei niedrigen Umdrehungen und das Doppelkupplungsgetriebe ist die wahre Offenbarung. Selbst in den engsten Kehren ist das Schalten ohne Probleme möglich. Im Scheitelpunkt -kein Problem…

Furkel, Valparota, Falzarego, Giau, Duran, Rolle, Monte Grappa, Lavaze, Carezzo… sie waren alle dabei und Einer schöner als der Andere. Insgesamt bin ich an diesem Tag 435 fantastische Kilometer gefahren und habe dabei wunderbare Menschen kennengelernt.

2014-07-Südtirol-05Gleich den Auftakt machten Frank und Monique am Passo di Valparota. Noch völlig von den ersten Kurven gefangen sah ich kurz vor dem kleinen Pass eine weiße Honda Corsstourer und musste einfach halten. Nach kurzem Fragen habe ich die Eigentümer der CT ausgemacht – Moni ist erstmal wahnsinnig erschrocken, denn Sie dachte, ich hätte ihre Maschine beschädigt, doch dann entwickelte sich ein wunderbares Gespräch… Schade, dass wir nicht unsere Kontaktdaten ausgetauscht haben, denn wir haben bestimmt eine halbe Stunde geratscht und die Unterschiede unserer Maschinen verglichen.

Danach ging es weiter und die Kilometer und Pässe wurden einer nach dem anderen abgehakt. Witzigerweise habe ich Frank und Moni noch einmal am Passo Giau wieder getroffen, aber wegen dem Chaos von Motorrädern, Rädern und Autos haben wir nicht wirklich sprechen können… Schade, ich hätte Euch gerne noch einmal wieder gesehen.

2014-07-Südtirol-14Das nächste Highlight war am Passo di Rolle. Der Pass ist wirklich phantastisch zu fahren und die Aussicht ist nicht minder gigantisch. Oben angekommen wollte ich schnell ein Foto schießen und stellte mich neben so eine BMW und ihre Besitzer. Wie immer dauert es nicht lange und wir kommen ins Gespräch… Olli ist ganz fasziniert von meiner Crosstourer, denn er überlegt schon seit einiger Zeit sich etwas Neues zu kaufen. Doch eine GS? Nee, fährt ja jeder… Lange haben wir uns unterhalten – über seine Knieprobleme, Automatik bei Motorrädern, Pässe, Hotels – schön war’s. Zum Schluss habe ich Olli sogar eine Runde auf meiner CT drehen lassen und mit richtig leuchtenden Augen kam er zurück… Seine Frau Martina musste dann auch Probesitzen und irgendwie hab ich so das Gefühl, als ob hier demnächst eine motorradmäßige Veränderung ins Hause steht 🙂

Viele Kilometer später bin ich dann vollkommen erschöpft und mehr als befriedigt in Olang angekommen und ein Abendessen später direkt ins Bett gegangen. So fertig war ich 😉

Sonntag morgen… Der Hintern tut weh, das Kreuz auch. Ich muss das Federbein weicher stellen :-/ 2014-07-Südtirol-25 Eigentlich wollte ich auch den Sonntag noch richtig ausnutzen, aber mit dem Kreuz fahr ich doch lieber eine direktere Strecke nach Hause. Los geht’s Richtung Brixen und Sterzing über den Jaufenpass in Richtung Timmelsjoch. Das Wetter zieht sich langsam zu und beide Pässe sind schon in den Wolken gefangen. Egal, die Kurven zählen und die genieße ich in vollen Zügen. Zum Schluss sollte es auch noch über den Kühtai Sattel gehen. Kühtaisattel gesperrt Doch leider macht mir hier ein Felssturz einen Strich durch die Rechnung. So was Dummes. Vor allem, weil unten im Tal kein einziger Hinweis auf die Sperrung zu sehen war. So werden alle Motorrad-Enthusiasten erst 8 Kilometer durch vier Ortschaften gelotst bis sie oben wieder umdrehen und zurückfahren können. Da haben alle Anwohner auch noch mal was davon…

Egal, über Innsbruck und Garmisch geht es nach Hause und das herrliche Wochenende ist vorbei. Insgesamt 1.172 Kilometer und auch noch gerade rechtzeitig, bevor der Regensturm losbricht 🙂

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